Tag 18

Eine weih­nacht­li­che Zeit­rei­se

Den Augs­bur­ger Zoo gibt es schon seit 1937, auch wenn er da­mals noch als Park der deut­schen Tier­welt er­öff­net wur­de. Erst spä­ter, nach dem zwei­ten Welt­krieg, wur­den auch exo­ti­sche Tie­re ge­hal­ten. Seit den An­fän­gen ist viel Zeit ver­gan­gen und der Zoo be­fand sich da­bei ste­tig im Wan­del und in der Wei­ter­ent­wick­lung. Vie­les hat sich über die Jah­re hin­weg ver­än­dert. Doch wie ist das ei­gent­lich mit der Weih­nachts­zeit? Weih­nach­ten wie­der­holt sich seit je her je­des Jahr, und wir möch­ten Ih­nen zum dies­jäh­ri­gen Fest ein paar Ge­schich­ten aus den ver­gan­gen 40 Jah­ren von ei­nem ge­schätz­ten Kol­le­gen, ein Ur­ge­stein des Augs­bur­ger Zoos, er­zäh­len. Be­gin­nen wol­len wir un­se­re Zeit­rei­se mit ei­ner klei­nen Weih­nachts­tra­di­ti­on. Un­ter dem da­ma­li­gen Zoo­di­rek­tor Prof. Dr. Stein­ba­cher (bis 1978) wur­de der Zoo an Weih­nach­ten schon um 14 Uhr für die Be­su­cher ge­schlos­sen. Denn es stand der weih­nacht­li­che Gruß an die Tie­re an. Ge­mein­sam mit dem da­ma­li­gem Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Wolf­gang Pep­per wur­den dann Ka­rot­ten und Äp­fel ver­teilt und je­dem Tier Fro­he Weih­nach­ten ge­wünscht. In der Zeit da­nach wur­de ein­ge­führt, dass auch an Weih­nach­ten der Zoo re­gu­lär für die Be­su­cher ge­öff­net bleibt – das gilt bis heu­te.

Fort­schrei­tend in der Zeit von Weih­nach­ten im Zoo kann man nun 1984/85 zum al­ler­ers­ten Mal die Weih­nachts­krip­pe be­wun­dern. Ich habe mich schon lan­ge ge­fragt, wie die­se ent­stand und ob sie schon im­mer so aus­sah, wie die Be­su­cher sie je­des Jahr zu Weih­nach­ten im Lö­wen­haus vor­fin­den. Tat­säch­lich hat­te die Krip­pe nicht den­sel­ben Um­fang, wie wir sie heu­te be­stau­nen dür­fen. Die ers­te Krip­pe wur­de im da­ma­li­gen Gi­raf­fen­haus auf­ge­baut und be­stand nur aus Ma­ria, Jo­seph, dem Je­sus­kind, ei­nem Esel und ei­nem Och­sen. Sie wur­de von dem Zoo­di­rek­tor Dr. Gor­gas ins Le­ben ge­ru­fen und an­ge­fer­tigt wur­den die Stü­cke von dem Holz­schnitz-Künst­ler Erich Pfef­fer­korn (Ös­ter­reich). Doch bei die­ser „tra­di­tio­nel­len“ Krip­pe in die­sem Um­fang soll­te es nicht blei­ben. Sie wuchs je­des Jahr im­mer wei­ter. Den Er­zäh­lun­gen zu Fol­ge be­auf­trag­te der Di­rek­tor im­mer im Som­mer (wäh­rend sei­nes Ur­laubs) neue Fi­gu­ren bei dem pro­fes­sio­nel­len Holz­schnit­zer aus Ös­ter­reich. So wuchs die Samm­lung um vie­le Tie­re und Fi­gu­ren an, so­dass sie bald ei­nen be­trächt­li­chen Um­fang er­reicht hat­te. Je­doch war der Platz im Gi­raf­fen­haus be­grenzt, also muss­te ein neu­er Ort für den Auf­bau der Krip­pe her. Und so zo­gen Ma­ria, Jo­seph und das Je­sus­kind mit all ih­ren tie­ri­schen Be­glei­tern um ins Lö­wen­haus, wo sie heu­te noch von den Be­su­chern be­wun­dert wer­den kön­nen. Ir­gend­wann ent­schied man sich, dass die Krip­pe nicht wei­ter­wach­sen soll­te, was wohl auch gut war, denn sonst hät­te man, nach Aus­sa­ge des Kol­le­gen, wohl auch noch das gan­ze Afri­ka­pan­ora­ma da­mit fül­len kön­nen. Manch­mal ist we­ni­ger doch mehr – schau­en Sie doch bei Ih­rem nächs­ten Be­such in der Weih­nachts­zeit mal im Lö­wen­haus vor­bei und be­wun­dern Sie die­se schö­ne Krip­pe. Wir blei­ben noch kurz im Lö­wen­haus: über vie­le Jah­re hat­te der Freun­des­kreis des Augs­bur­ger Zoos ei­nen Weih­nachts­stand ne­ben der Krip­pe auf­ge­baut. Dort wur­de u.a. auch Glüh­wein ver­kauft, um mit dem Er­lös Pro­jek­te des Freun­des­krei­ses zu un­ter­stütz­ten. An die­ser Stel­le müs­sen wir Sie lei­der in­for­mie­ren, dass die­se Tra­di­ti­on 2024 nicht fort­ge­führt wird. Da­mit ist aber nicht ge­sagt, dass Tra­di­tio­nen nicht auch wie­der auf­le­ben kön­nen.

An Ni­ko­laus, 1991 – 2001, wur­den im Zoo Man­da­ri­nen an Kin­der ver­teilt – eine Er­in­ne­rung, die si­cher ei­ni­ge Augs­bur­ger tei­len und auf eine schö­ne und be­sinn­li­che Weih­nachts­zeit in der Ver­gan­gen­heit zu­rück­bli­cken.

Für un­se­re Tie­re ge­ben sich vie­le Tier­pfle­ger zu Weih­nach­ten be­son­ders Mühe. Es gibt nicht un­be­dingt Man­da­ri­nen, und si­cher auch kein Le­go­spiel­set oder ein Pup­pen­haus. Je­doch dür­fen auch im Zoo ei­ni­ge un­se­rer Schütz­lin­ge zu Weih­nach­ten Ge­schen­ke aus­pa­cken. Nicht nur Wün­sche, die von Be­su­chern über die Wish­list er­füllt wer­den, son­dern auch groß­ar­ti­ge Be­schäf­ti­gun­gen, die Weih­nach­ten als op­ti­sches The­ma ha­ben. So wer­den z.B. Kar­tons mit al­ler­lei le­cke­ren Na­sche­rei­en (na­tür­lich tier­ge­recht!) be­füllt und dann in Ge­schenk­pa­pier ein­ge­packt. So ha­ben Tie­re und Tier­pfle­ger eine men­ge Spaß beim Aus­pa­cken der „Ge­schen­ke“ und schen­ken auch dem Be­su­cher viel Freu­de beim Be­ob­ach­ten der Tie­re.

Kom­men Sie also vor­bei, er­le­ben Sie alte und neue Tra­di­tio­nen, und viel­leicht wird ein Be­such im Zoo auch Ihre neue Tra­di­ti­on zu Weih­nach­ten. Ge­öff­net ha­ben wir je­den Tag, so­wohl an den Fei­er­ta­gen als auch zwi­schen den Jah­ren, von 9 – 16:30.

In die­sem Sin­ne wün­schen wir eine schö­ne und be­sinn­li­che Weih­nachts­zeit und bleibt alle ge­sund!

Prof. Dr. Ge­org Stein­ba­cher

Dr. Mi­cha­el Gor­gas